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Oh du fröhliche …

Oh du fröhliche …

WEIHNACHTSZEIT
Da sind wir mal wieder, angekommen in der stillen Zeit des Jahres?
Gut, das mit dem STILL lassen wir mal. Denn still ist es zumindest hier eigentlich nicht. Nicht immer und schon gar nicht tagsüber, wenn alle da sind und es schon mal drunter und drüber geht oder gehen kann. Beim weihnachtlichen Basteln, beim Kekse backen oder bei den Diskussionen darüber, was an welchem Weihnachtsfeiertag gegessen werden soll … oder an Silvester.
Nicht, dass das zu irgendeiner anderen Jahreszeit anders wäre, also das mit dem Drunter und Drüber. Schließlich geht es mit kleinen Menschen im Haus immer irgendwie hoch her. Mal weil sie unendlich viel Spaß haben und ein anderes Mal, weil sie wegen irgendwelcher Kleinigkeiten aneinander geraten.
Doch gerade in der Weihnachtszeit sind da die Erwartungen und Vorstellungen der Erwachsenen oftmals doch sehr hoch und groß.

Kontrahenten
Wie zwei Kontrahenten stehen sie sich dann plötzlich gegenüber – auf der einen Seite, die Vorstellungen der Erwachsenen dahingehend, was eine schöne, besinnliche Weihnachtszeit ausmacht, mit ihren Ansprüchen an sich selbst und auf der anderen Seite, die oftmals doch recht herausfordernde Realität mit kleinen Menschen im Haus.

Kleine Menschen, die beispielsweise noch wenig Verständnis dafür haben, dass man jeden Tag nur ein Sackerln oder ein Türchen im Adventskalender aufmachen darf.
Zumindest ist das der Sinn hinter diesem Kalender, der die Zeit des „WARTENS“ verkürzen soll. Jeden Tag eins. Ein Türchen, ein Sackerl, ein Kästchen ….
Das wissen wir Erwachsenen und das Wissen die etwas größeren, kleinen Menschen, die schon ein Verständnis für Zeit und Spaß an dem Spiel haben. Denn nichts anders ist diese Adventskalendertradition … ein Spiel.
Doch kleine Menschen, denen noch jegliches Zeitgefühl und damit einhergehend oftmals auch das Verständnis für unsere erwachsene Herangehensweise und unsere Spielregeln fehlt, sind derartige Vorstellungen einfach noch ziemlich egal. Nicht, weil sie hier böse Absichten hätten oder bewusst nicht verstehen wollen, sondern weil ZEIT noch kein Begriff ist und der Sinn des Wartens nicht verstanden wird, wenn der Kalender doch vor der Nase steht oder liegt oder hängt. Sie können nicht nachvollziehen, warum immer eins … oder mit mehreren Geschwistern im Haus nur für jeden eins und warum nicht alle auf einmal, wenn doch die Möglichkeit gegeben ist …

Wenn du nicht brav bist …
Doch statt Verständnis, einer gewissen Gelassenheit, einer angepassten Herangehensweise und ein paar Erklärungen hagelt es an eben diesem Punkt dann häufig Maßregelungen und nicht selten auch die „wenn du nicht brav bist, dann kommt das Christkind / der Weihnachtsmann nicht / dann bekommst du keine Geschenke“ Drohungen.
Doch was wäre hier brav, wenn doch der Kalender dem Kind gehört?
Und ist es wirklich so schlimm, einen Adventskalender zu öffnen, bevor der „richtige“ Tag dafür gekommen ist?
Die Erde dreht sich weiter. Die Spielregeln wurden vielleicht nicht so eingehalten wie gedacht, … aber das ist halt dann so. Und vielleicht war auch noch nicht die richtige Zeit für den kleinen Menschen, weil das Verstehen einfach noch nicht da ist. Vielleicht bräuchte es etwas mehr Begleitung, etwas weniger Ansprüche oder schlicht und einfach erst im kommenden Jahr ein Kalender …
Verstehen kommt nicht durch Drohungen. Und sollte dieses Tradition nicht auch Spaß machen und Freude bereiten, statt als Stressfaktor und leidiges Thema zu enden?

Stichwort Stressfaktor
Im Grunde erscheint die Weihnachtszeit prädestiniert dafür zu sein erzieherische Maßregelungen und Drohungen aller Art ans Kind zu bringen.
Jetzt machen wir es dir so schön und du bist nur undankbar und störrisch und zeigst keinerlei Verständnis für unsere Bemühungen., durfte ich erst gestern wieder mitanhören, als eine sichtlich genervte Kleinfamilie mit ihrem noch relativ kleinen Sohn (er wird wohl etwa drei oder vier Jahre alt gewesen sein) in die übervolle Straßenbahn stieg … Da wird das Christkind keine Geschenke bringen, wenn du dich so benimmst …

Ruhig und besinnlich …
Oder eben auch nicht.
Schön, magisch und zauberhaft und vor allem – für kleine Menschen – erinnerungsträchtig. Und dafür tun Erwachsene gerne alles. Oder sagen wir „fast“ alles.
Der Besuch am Weihnachtsmarkt kann schnell zur absoluten Stresssituation und Reizüberflutung (für alle) werden, die in Krisenstimmung und mieser Laune endet, der eingeladenen Nikolo zum Schreckgespenst für den kleinen Menschen und der Anspruch ans perfekte Weihnachtsfest zur vollkommenen Überlastung des Selbst … Von ruhig, besinnlich, magisch und zauberhaft, fehlt dann schnell jede Spur und außer Stress und Spesen (könnte man jetzt sagen) nichts gewesen … eigentlich.

Und wenn dann auch noch der kleine Mensch zappelig wird, nicht so agiert wie die Erwachsenen gedacht haben, nicht hören möchte und im überfüllen Supermarkt (weil natürlich – fast – alle im Weihnachtsfieber und -stress sind) einen Tobsuchtsanfall bekommt oder nicht damit aufhören möchte, die perfekt in Kinderhöhe positionierten bunten Staniol-Schokoladenfiguren auszupacken (weil das Warten an der Kassa einfach öd ist) dann kollabieren die so und so schon überreizten Nerven der Erwachsenen gerne ganz schnell …
Und schon stehen sie parat, die „Wenn du nicht dann“ – Sätze, mit denen der kleine Mensch zur Vernunft – oder sollen wir lieber Gehorsam sagen? – gebracht werden soll. Aus Gewohnheit, aus eingeprägten Erziehungsmustern oder schlicht und einfach in der Hoffnung gesagt, den kleinen Menschen dahin zu bringen, wo alles ein wenig einfacher wäre …

Da tun wir alles ….
Ja, das hatten wir schon mal. Öfters sogar. Dieses „ALLES“ was Eltern gerne tun. Doch alles ist bekanntlich nicht immer gut genug und auch Zuviel des Guten, ist dann schnell nicht mehr gut.
Und einmal abgesehen davon: Wird die Weihnachtszeit wirklich schön und magisch und zauberhaft und besinnlich, wenn Mama und Papa durch die Gegend hetzen, gestresst sind, sich vielleicht gar fortwährend streiten oder nur darauf warten, dass diese Zeit vorüber ist und endlich wieder „wirkliche“ Ruhe einkehrt?
Erinnerungsträchtig wird sich ganz gewiss für den kleinen Menschen, aber weniger als zauberhafte Zeit, denn vielmehr in Form von gestressten, entnervten, hektischen Eltern, die vielleicht wütend werden, wenn …

Darfs vielleicht ein bisschen mehr sein?
Ein bisschen mehr Ruhe und Besinnlichkeit?
Ein bisschen mehr Durchatmen und Entspannen?
Ein bisschen mehr Vorfreude und Gemütlichkeit?

Die Ansprüche an die Weihnachtszeit und damit einhergehend an sich selbst sind oftmals extrem hoch. Der Druck alles „ruhig und besinnlich„, „zauberhaft, magisch und schön“ zu gestalten enorm. Doch wird den kleinen Menschen und vor allem auch sich selbst nichts Gutes getan.
Gleich wie wir Weihnachten verbringen, ob ganz traditionell, mit einem Geschenke bringenden Christkind, als bunte Mischung oder in Form von Winter-Sonnwendfeuer und Raunächten … Unvergesslich, besinnlich, schön, zauberhaft, etc. wird es dann, wenn wir bei uns bleiben und für uns selbst herausfinden, was wichtig ist?

Ein Adventskalender, bei dem sich die kleinen Menschen an die Spielregeln halten oder einer, an dem sie Freude haben?
Kiloweise Weihnachtskekse, die in stressigen Backaktionen mit den kleinen Menschen oder vielleicht gar nachts wenn alle schlafen gebacken werden oder vielleicht etwas weniger Kekse, dafür leckeres Obst oder Trockenfrüchte oder Nüsse oder Schokolade (oder was auch immer) und dafür etwas weniger Stress und dafür umso mehr Gemütlichkeit?

Besinnlich, zauberhaft, magisch und unvergesslich
… wird die Weihnachtszeit mit kleinen Menschen dann, wenn wir uns erlauben unsere eigenen Traditionen zu erschaffen und mit dem Verstehen der kleinen Menschen gehen. Wenn wir uns erlauben, um Weihnachtsmärkte einen großen Bogen zu machen oder sie aus der Ferne zu betrachten, wenn wir wissen, dass dort einfach noch ein viel zu großes Gedränge für den kleinen Menschen herrscht oder die Reize einfach noch zu viel wären.
Wenn wir uns erlauben unsere eigenen Prägungen zu betrachten und uns auf die Suche zu begeben, was uns wirklich wichtig ist und wie WIR diese Zeit gerne gestalten wollen ….
Und wenn wir uns erlauben MIT DEN KLEINEN MENSCHEN zu feiern, statt neben ihnen her zu hetzen um Ansprüche zu erfüllen, die nicht in unserem Herzen verankert sind und eigentlich nur stressen. Uns selbst und die kleinen Menschen …

In diesem Sinne wünsche ich euch eine schöne, beruhigende und zauberhafte Weihnachtszeit, ganz nach eurem Geschmack ….

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