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Die Rolle der Eltern

Die Rolle der Eltern

Als Eltern wollen wir das Beste für unsere Söhne und Töchter. Und das ist auch gut so. Doch das Beste ist nicht immer das, was wir gerne darunter verstehen oder wie wir unser Elternsein gerne leben würden. Als beste Freunde unserer Kinder zum Beispiel.
Denn, bei aller Liebe und all dem Vertrauen, die wir diesen kleinen Menschen entgegen bringen sollten, sollten wir eines nicht sein: ihre besten Freunde.

Irritierend?
Zweifelsohne – für manch einen. Wollen wir doch nur das Beste für den kleinen Menschen. Ihn mit unserer Liebe umhüllen, seine Vertrauten sein …. Und dennoch, geht es im Elternsein nicht um Freundschaft. Sollte es nicht gehen. Eigentlich.
Die Realität sieht meist anders aus. Nicht wenige Eltern versuchen genau das. Freunde sein – für ihre Kinder. In ihrem Bestreben alles richtig zu machen und dem kleinen Menschen ALLES zu geben.
Doch wie schon einmal in einem eigenen Beitrag erläutert – ist ALLES einfach nicht genug.

Zwischen Ja und Nein und Vielleicht

Nach wie vor befinden wir uns als Gesellschaft in einer Art Schwebezustand. Zwischen autoritärem und antiautoritärem Erziehungsstil, zwischen Strenge und Milde, zwischen Machtdemonstration und Überbehütung. Ohne Plan, wohin wir uns eigentlich bewegen wollen. Weder das Eine, noch das Andere erscheinen passend für diese Zeit. Diese moderne Zeit, in der wir – einmal mehr – alles wollen und uns dennoch nicht so recht entscheiden können.

Unsere Rollenbilder sind aus dem Gleichgewicht und in Unordnung geraten. Wie so vieles andere auch in unserer Gesellschaft. Und hier spreche ich nicht von den so oft auseinandergenommenen, geschlechtsbezogenen Rollenbildern, sondern von Familienstrukturen. Von den Plätzen, die der natürlichen Ordnung nach, von Eltern und Kinder und in weiterer Folge natürlich auch Großeltern eingenommen werden sollten, damit sich langfristig alle wohl fühlen.
Kurz gesagt: Eltern wollen heute ganz oft ALLES. Sie wollen behüten, beschützen, fördern und begleiten. Wollen verstehen, erlauben, vertrauen, da sein und diese kleinen Menschen glücklich sehen. Orientierung bieten? BE-Grenzung geben? Rückhalt und Schutz?
Ja … das auch … irgendwie halt. Aber nicht autoritär. Nicht streng. Nicht böse … und schon gar nicht so, dass der kleine Mensch dann vielleicht gar traurig wird. Oder wütend … und vielleicht auf die Idee kommt böse zu sein. Auf Mama und Papa. Und sie (kurzfristig) blöd zu findet. Denn: wenn viele Mütter und Väter heute eines ganz dringend wollen, dann GELIEBT werden vom kleinen Menschen. Und um diese Liebe zu halten, dafür würden sie alles tun. Tun sie alles. Ohne Rücksicht auf Verluste – beinahe. Ohne Rücksicht auf sich selbst aber definitiv.

Irrtum
Verständlich eigentlich, das mit der Liebe. Doch ganz so einfach ist das nicht.
Denn kleine Menschen lieben ihre Eltern. Sie sind ihnen zugewandt, vertrauen ihnen und glauben, was sie von ihnen erfahren – verbal, wie auch nonverbal. Und gerade weil da diese Verbindung zwischen Eltern und ihren Kindern ist, fällt es Letzteren auch so schwer hier einfach stumm hinzunehmen, wenn etwas nicht passt, die so notwendige Ordnung für sie nicht mehr gegeben oder möglicherweise gar nicht vorhanden ist und es aufgrund dessen auch niemanden mehr gibt, dem sie folgen und an dem sie sich orientieren könnten.

Das ALLES bleibt nicht ohne Folgen. Nicht für die Mütter und Väter, die sich aufopfern um es zu geben und nicht für den kleinen Menschen. Denn in dem Bestreben ALLES für den kleinen Menschen zu tun, übersehen Eltern nicht nur wesentliche und essentielle Bedürfnisse des kleinen Menschen, sondern verlassen zusätzlich ihren natürlichen Platz (oder nehmen diesen gar nicht erst ein), den sie – der natürlichen Ordnung nach – eigentlich einnehmen müssten. Als Rudelführer und Leittiere, wenn man so sagen möchte. Als diejenigen, die die Hauptverantwortung tragen, Entscheidungen treffen, für das Wohlergehen der gesamten Familie sorgen und den Überblick bewahren – in gleich welcher Situation.

Eltern aber, die ALLES für ihre Töchter und Söhne tun wollen, scheuen oftmals genau davor zurück. Vor dem Übernehmen von Verantwortung. Und davor auch einmal Klartext zu sprechen, auf die Grundfeste achtsamen und wertschätzenden Umgangs miteinander zu pochen, Begrenzungen aufzustellen um Grenzen (eigene oder schutzbedürftiger Dritter) zu wahren und Orientierung zu bieten. Es ist ein Zurückscheuen davor, aus Angst dadurch möglicherweise Wut, Enttäuschung und Tränen hervorzurufen und die Liebe des kleinen Menschen zu einem selbst zu gefährden.

Doch Eltern sind keine Freunde. Sollten sie nicht sein. Nicht die ihrer Kinder. Und es ist ein großer Irrtum zu glauben, dass kleine Menschen ihre Eltern dann besonders lieben würden, wenn diese immer ALLES für sie tun, sich für sie aufopfern und jeden ihrer Schritte mit einem wohlwollenden Lächeln absegnen würden.

RÜCKHALT – SCHUTZ – ORIENTIERTUNG

All das, können wir als Eltern nur dann bieten, wenn wir unseren Platz als Eltern einnehmen und da – wie ein Fels in der Brandung – stehen bleiben. So schwer uns das gelegentlich auch fallen mag, wenn Tränen und Wut unser Herz berühren und das „blöde Mama“ oder „blöder Papa“ an unserem Gewissen nagt.
Eltern tun kleinen Menschen nichts Gutes damit ein vermeintliches „Ich-darf-alles“-Eitel-Wonne-Sonnenschein Schlaraffenland zu erschaffen und es sich als Freunde ihrer Kinder neben ihnen bequem zu machen.


Übungsfeld Familie
Was Eltern erkennen dürfen und müssen ist, dass sie nur dann ELTERN sein können – für die kleinen Menschen – wenn sie ihren Platz auch als solche einnehmen. Nur dann sind sie fähig, Rückhalt, Schutz und Orientierung zu bieten und kleinen Menschen all das zu geben, was sie brauchen.
Nur, wenn Eltern ihren Platz einnehmen ist Familie das, was es für die kleinen Menschen sein sollte. Übungsfeld für später. Familie ist der Ort, wo – beschützt von den Eltern – lernen dürfen, ohne Angst davor haben zu müssen, verletzt oder gar verstoßen zu werden (im Optimalfall – Liebesentzug ist leider immer noch recht weit verbreitet in Eltern-Kind-Beziehungen). Familie ist der Ort, wo kleine Menschen bestärkt werden sollten in ihrem SEIN und dem Finden eigener Wege, in dem Wissen immer wieder zurück kehren zu dürfen um sich die nötige Rückversicherung zu holen.
Gerade Letzteres – das Finden eigener Wege – ist etwas, was nicht stattfinden kann, wenn Eltern sich zu Freunden ihrer Kinder machen. Denn ein wesentlicher Bestandteil des Erwachsen werden ist, die eigenen Individualität zu entdecken, sich von der relativen Enge des Familienfeldes abzunabeln, die Versorgungs- und Sicherheitsbindung zu den Eltern nach und nach zu kappen und auf eigenen Beinen zu stehen. Als körperlich und vor allem auch emotional unabhängiger Erwachsener.

Wenn Eltern sich zu Freunden ihrer Kinder machen, betrügen sie diese nicht nur um ELTERN, sondern auch um eine Familie. Um das Übungsfeld und den Ort, wo Entwicklungs- und Entfaltungsprozesse stattfinden können.

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