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„Das versteht es noch nicht!“

„Das versteht es noch nicht!“

Sie sind schön und spannend. Diese intensiven Entwicklungsphasen.
Und sie sind anstrengend. Herausfordernd. Mitunter auch Nervenaufreibend.
Diese Phasen, in denen kleine Menschen unaufhörlich entdecken und experimentiern. In denen sie einem Wirbelsturm gleich durch Wohnung, Haus und Umgebung fegen und in den hintersten Winkeln und vertecktesten Schubladen Dinge entdecken, die wir entweder längst vergessen haben oder von denen wir nicht einmal im entferntesten Traum dachten, dass sie aufgespürt werden … Phasen in denen sie mit dem Essen spielen, mit ihrem Trinken experimentieren, sich mit Stiften anmalen oder in Zimmerwänden und -böden verewigen und nichts vor ihnen sicher ist.
Doch wehe dem, der den kleinen Wirbelsturm zu stoppen versucht! Wehe dem, der auch nur einmal wagt dem frohen Treiben ein Ende zu setzen.
Der erntet nicht nur wütendes Geheule oder lautes Geschrei, sondern mitunter auch die Probe aufs Exempel …

Meinst du das, was du sagst eigentlich auch so? , scheinen diese kleinen Augen zu fragen, wenn sie im nächsten Augenblick gleich wieder dort sind, und haargenau die gleichen Dinge nochmals ausprobieren, die Finger bereit zum greifen, fühlen, tasten, mantschen, gatschen und ausräumen.
Kann ich dich auch wirklich beim Wort nehmen?
Kann ich dir vertrauen
Ist das nur jetzt so oder in einem Augenblick wieder ganz anders?

Lass es doch einfach, das versteht es noch nicht, ein Satz, der mich kürzlich aufhorchen und einmal mehr darüber nachdenken ließ, wie oft kleine Menschen unterschätzt werden. Wie oft über sie hinweg gefegt wird, in der Annahme, sie seien noch zu klein. Wie wenig ihnen zugemutet oder auch zugetraut und wie oft ihr Bedürfnis nach Orientierung missachtet wird. Absurderweise oftmals gerade auch von Menschen, die meinen, bedürfnisorientiert zu begleiten.

Menschen, mit ganz unterschiedlichen Beweggründen, nichts zu tun und keine Reaktion zu zeigen. Die einen, weil es schlicht und einfach bequem ist und wesentlich unkomplizierter, einfach tun zu lassen ohne Rücksicht auf mögliche Grenzen anderer oder auch der eigenen. Und die anderen, weil sie wirklich davon überzeugt sind, dass kleine Menschen „es“ nicht verstehen würden

  • Ab wann verstehen kleine Menschen eigentlich, was wir meinen?
  • Wann ist da dieser Zeitpunkt gekommen, wo wir klar sein müssen in unseren Äußerungen oder auch den Orientierungspunkten, die wir setzen?
  • Wo ziehen wir die Trennlinie zwischen dem Zulassen (einfach Tun lassen) und dem STOPP, dem „das ist Zuviel“

Manchmal braucht es das genaue Hinsehen ….

… und Zuhören. Denn Bedürfnisorientierung, dabei geht es nicht nur um das Offensichtliche. Das augenblicklich wahrnehmbare Tun des kleinen Menschen. Es geht auch um das, was dahinter verborgen liegt. Um das größere Ganze. Oder simple ausgedrückt, um das Grundbedürfnis nach Orientierung, das wir erkennen und auch erfüllen müssen.
Tun lassen ohne einzugreifen. Damit tun wir kleinen Menschen keinen Gefallen. Nicht nur, dass wir mitunter Grenzen anderer oder unsere eigenen dabei übertreten, wird – schlimmer noch- ihr Grundbedürfnis nach Orientierung ignoriert.

Kleinen Menschen geht es da nicht anders als uns. Sie wollen wissen, woran sie sind. Sie wollen erfahren, was in dieser Umgebung möglich ist und was nicht.
Und ja, natürlich geht es auch ums Experimentieren. Ums Ausprobieren, Erfahren und Herausfinden … wie fühlt sich das an, was kann man damit machen, … Doch auf der anderen Seite geht es auch – und vor allem bei mehrmaligem Probieren und Agieren um unsere Reaktion.

Was tun wir?
Wie reagieren wir, wenn zum x-ten Mal die Bücher aus dem Regal fallen?
Was sagen wir, wenn zum x-ten Mal die Banane zwischen den Fingern zergatscht und ins T-shirt gewischt wird?
Schreiten wir auch beim x und 1ten Mal ein? Dürfen die Bücher auch am nächsten Tag noch nicht aus dem Regal geschmissen werden? Sind die Knöpfe der Waschmaschine oder des Gefrierschranks auch am Abend noch tabu und muss der Klobesen immer noch stehen bleiben?
Sind unsere Reaktionen unterschliedlich oder gleichbleibend?
Entspricht das was wir sagen dem, wie wir handeln?

Kleine Menschen verstehen sehr gut. Und sie beobachten. Sie speichern all unsere Reaktionen, unser Handeln und Agieren in sich ab, würfeln sich daraus das „SEIN“ unseres Miteinanders zusammen und kopieren uns in unseren Verhaltensweisen.
Und genau aus diesem Grund ist es wichtig, ihnen zu erklären. Nicht einfach nur verbieten oder unterbinden. Nicht schimpfen oder bestrafen.
Bedürfnisorientierung heißt jeden Tag wieder den Spagat zu schaffen zwischen dem Grundbedürfnis nach Orientierung und dem Bedürfnis nach Experimentieren.

Die Bücher darfst du nicht ausräumen, aber du kannst gerne die Pölster von der Couch schmeißen oder die Dosen aus der Lade räumen. Mit der Banane darfst du auch heute noch nicht gatschen, aber du kannst gerne mit dem Gatsch in der Sandkiste spielen oder mit der Knete mantschen …

Bedürfnisorientierung fordert uns und ist nicht immer der einfachste oder leichteste/schnellste Weg. Einer hängen gebliebenen Schallplatte gleich immer und immer wieder die Orientierungspunkte bestätigen und Alternativen bieten, immer und immer wieder auf Augenhöhe zu gehen und den Reaktionen des kleinen Menschen Raum geben, ist keine Angelegenheit von zwei Sekunden.

Es ist ein Prozess. Aber einer, der sich lohnt.
Denn woher, wenn nicht von uns, sollen kleine Menschen achtsame Verhaltensweise erfahren?
Lass es doch einfach,das versteht es noch nicht„, drängt kleine Menschen an den Rand und ignoriert ihre Grundbedürfnisse nach Orientierung, gehört und gesehen werden und Begleitung.

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