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Vollkommen unvollkommen

Vollkommen unvollkommen

Beziehung ist alles andere als leicht. Und gerade im Elternsein ist der Paarweg mit zahlreichen Hürden und Herausforderungen gepflastert, die es zu meistern gilt. Die Zeit zu zweit auf ein Minimum reduziert und unser Alltag geflutet mit den Bedürfnissen eines oder mehrerer kleiner Wesen, die uns so dringend und intensiv brauchen, das wir oftmals gar nicht wissen wo uns der Kopf steht. All das macht es uns einfach (viel einfacher als sonst) aneinander zu geraten, den anderen zu kritisieren und einander mit Vorwürfen zu begegnen, statt mit Verständnis.

Und doch sind es nicht die Herausforderungen und Hürden, die unsere Beziehung brüchig werden lässt, sondern die Erwartungen. Die oftmals so unendlich groß sind, die uns in eine Art Schwebezustand versetzen und unser Handeln und Erleben bestimmen und uns auf ganz eigene Art und Weise einengen.

Perfekt und vollkommen ….
So soll sie sein, die Beziehung.
Ohne diese mühsamen Streitereien und nervigen Augenblicke in denen wir den Partner so gar nicht ertragen wollen. Weil wieder einmal die Socken herum liegen oder das benutzte Häferl in der Abwasch liegt, weil wir wieder einmal das Gefühl haben alles alleine machen zu müssen oder den anderen nur gestresst und gehetzt zu sehen … Weil da die vielen kleinen Ansprüche sind und …. auch hier wieder, die Erwartungen.
Doch diese Vollkommenheit, von der wir meinen, sie erreichen zu müssen, diese Perfektion, von der wir auch in der Paarbeziehung träumen, diesem immer harmonischen, friedlichen Miteinander …. das ist reine Illusion.

Denn was würde es bedeuten, vollkommen zu sein?
Diese Vollkommenheit, der nichts mehr hinzuzufügen ist. Die perfekt ist, so wie sie ist. Vollendet, abgeschlossen, ….
Ja, manchmal wünschen wir uns das. Für unser Leben und vor allem auch unsere Partnerschaft. Perfektion halt. Vollkommenheit. Immerwährende Liebe ….
Doch wohin könnten wir dann noch wachsen, im Miteinander?
Und darüber hinaus: Welches Bild würden wir vor den Augen des kleinen Menschen entstehen lassen, wenn alles vollkommen wäre?

So einfach ist das nicht …
Liebe die gelingt und Glück das bleibt.
Davon träumen wir gerne und setzen uns dabei selbst unter Druck. Erwartungsdruck. Das Gefühl eben diesen Zustand erreichen zu müssen.
Doch die schillernden Farben, mit denen wir uns die perfekte Beziehung, dieses immer harmonische Miteinander ausmalen haben meist so wenig Bezug zur Realität, wie rosa-glitzernde Einhörner und unverwundbare Superhelden. Unsere Vorstellungen von dem, was das Glück bleiben und die Liebe gelingen lässt, sind so oft weit von dem entfernt, was diese Beiden, das Glück und die Liebe, eigentlich brauchen um wachsen und gedeihen, bleiben und gelingen lässt.

Denn Liebe die gelingt und Glück das bleibt, diese beiden haben nichts mit Vollkommenheit zu tun oder dieser immer harmonischen Paarbeziehung, wo alles einfach nur so flutscht und die Verliebtheit der ersten Zeit ewig hält.
Liebe die gelingt und Glück das bleibt … diese beiden brauchen Unvollkommenheit. Brauchen die kleinen und großen Herausforderungen und Hürden, die unseren gemeinsamen Weg als Paar pflastern. Sie brauchen die Verschiedenheit und die Reibung und die vielen, vielen Kleinigkeiten, die uns fordern Blickwinkel und Betrachtungsweisen zu verändern.
Es sind gerade die kleinen und großen Krisen, die mit ziemlicher Regelmäßigkeit in jeder lebendigen Beziehung auftauchen und die immer gleichen Themen, an denen wir lernen und deren Potential wir erkennen dürfen.
Für uns selbst und unsere Beziehung. Denn erst durch sie, die kleinen und großen Krisen, sind Wachstum und Entfaltung möglich.

Beziehung ist etwas lebendiges. Etwas, das sich in einem fortwährenden Wachstums- und Entfaltungsprozess bewegen muss um langfristig stabil zu bleiben …
Sie erfordert die Bereitschaft beider Partner einander mit Hingabe, Achtung und Wertschätzung zu begegnen und die Vollkommenheit des anderen wahrzunehmen, die in seiner gänzlichen Unvollkommenheit liegt.
Sie erfordert, bei uns selbst zu beginnen, uns selbst zu achten und zu pflegen und dadurch wiederum die Beziehung zu bereichern und zu einer Quelle der Kraft zu machen.

Ja aber kann das so viel ändern, die Streitereien und Diskussionen sind dennoch mühsam und die unterschiedlichen Meinungen immer wieder ein Thema …!
Viele Themen werden erst dadurch zu Thema, weil wir sie (aufgrund unserer Erwartungen) dazu machen. Wir haben ein bestimmtes Bild – genährt von unseren Erwartungen und Vorstellungen – wie unser Partner sein sollte, damit alles gut ist. Oder wie unser Leben sein sollte, damit alles gut ist. Doch wenn wir all diese Bilder, Vorstellungen und Erwartungen beiseite schieben. Wenn wir uns selbst und unseren Partner einfach mal so wahrnehmen – mit all den Prägungen und Erfahrungen die wir mit uns tragen – wie wir sind, dann verändert sich schon einmal unser Blickwinkel und möglicherweise auf die Sichtweise auf die Konfliktthemen.
Und natürlich ist es damit vielleicht noch lange nicht getan. Beziehung ist nicht nur nicht leicht, sondern mitunter auch fortwährende Arbeit, die in erster Linie beim Selbst beginnt.
Nicht immer gelingt uns das auf eigene Faust. Manchmal braucht es einen Dritten um einige Dinge klarer sehen zu können. Und manchmal braucht es einfach auch das Zugeständnis, sich Zeit zu nehmen und einer möglichen Veränderung dadurch Raum zu geben ….

Aber eines ist gewiss – Elternsein braucht im Endeffekt die stabile Paarbeziehung oder zumindest Partner, die (wenn auch vielleicht auf getrennten Wegen) einen aufrichtigen, wertschätzenden Umgang miteinander leben können.
Und, um dahingehend wachsen zu können, braucht es das Erkennen, dass es in Beziehungen nie darum geht Vollkommenheit zu erreichen!


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