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Über Eisberge …

Über Eisberge …

und den dringend notwendigen Blick aufs große GANZE

Es ist ja nicht so, dass wir Eltern werden und alle vorherigen Erlebnisse, Erfahrungen und Prägungen einfach weg sind. Wir schlagen kein neues Buch auf, voller leerer Seiten, welche wir nun mit ausschließlich wundervollen und harmonischen Bildern und Erlebnissen füllen. Wir sind nicht plötzlich jemand ganz anderer. Wir sind immer noch wir selbst. Und unser „Buch“, in dem wir ein neues Kapitel aufschlagen, ist immer noch das Gleiche. Mit all den Erlebnissen, Erfahrungen und Prägungen, die unser SEIN ausmachen und unser Verhalten und Agieren beeinflussen.

Immer noch ICH
Wenn wir Eltern werden, werden wir zwar als Mutter oder Vater geboren. Aber wir sind immer noch dieses ICH, welches wir davor waren. Wir entdecken ganz neue Seiten an uns. Wir erkennen unweigerlich, dass wir in bestimmten Momenten über uns hinaus wachsen können. Wir sehen Sitautionen und Augenblicke plötzlich ganz anders und erfahren LIEBE noch einmal ganz neu – vielleicht um ein vielfaches tiefer, mitreißender und atemberaubender, als wir sie bisher erlebt haben …
Und trotzdem: Trotzdem sind wir nach wie vor dieses altbekannte ICH. Mit all den Ecken und Kanten. All den Vorlieben und Abneigungen, das wir vor unserem Elternwerden waren. Wir sind nach wie vor dieses ICH, mit all den Prägungen und Mustern unserer Kindheit, die wir einfach so übernommen haben und die uns selten bewusst sind. Wir sind nach wie vor dieses ICH, das sich plötzlich Sitautionen gegenüber sieht, mit denen wir vielleicht nicht gerechnet haben.
Oder auch nicht rechnen wollten. Nicht, bis wir mit kleinen Menschen zu tun haben, die es – aufgrund ihrem übergroßen Sicherheitsbedürfnis – ganz genau wissen wollen.

Tückisch …
Und gerade weil sie es ganz genau wissen wollen, beginnen sie überall dort zu graben und bohren, zu agieren und reagieren, wo sie Unsicherheit oder fehlende Klarheit fühlen, wo wir nicht greifbar sind oder nicht authentisch. Wo uns die Sicherheit fehlt und wir aus der Balance geraten. Aus ihrem dringenden und (je kleiner sie sind) essentiellen Bedürfnis nach Bindung, Halt und Sicherheit heraus, zeigen sie uns durch Verhaltensweisen und Re-aktionen, wenn etwas nicht stimmig ist oder es unter der Oberfläche brodelt.
Doch selten ist uns das bewusst. Meistens sehen wir nur die Spitze des Eisbergs. Wir sehen das, was an der Oberfläche ist. Das Verhalten des kleinen Menschen. Wir sehen ihr Tun und Wollen oder auch NICHT-WOLLEN. Wir sehen ihre Tränen und ihre Wut, erleben die anstrengenden und spannungsgeladenen Momente und beginnen zu analysieren und nach (vermeintlichen) Lösungen zu suchen. Um die Harmonie zu wahren. Um die Leichtigkeit zu erleben, von der wir geträumt haben …
Wir begeben uns auf die Suche, um den kleinen Menschen und sein Verhalten zu verstehen und die passende Schublade dafür zu finden, mit den dazugehörigen Betriebsanleitungen und Handlungsanweisungen …

Und erleiden damit nicht selten Schiffbruch.
Denn wenn wir kleine Menschen verstehen wollen, müssen wir bei uns selbst beginnen. Wir können noch so lange suchen und im Endeffekt vielleicht eine passende Schublade finden, aber sicherlich nicht die passende Betriebsanleitung oder gar Handlunsanweisung. Um zu Verstehen, müssen unsere Aufmerksamkeit und den Fokus weg vom kleinen Menschen lenken und erkennen, dass das Verhalten der Kleinen in den meisten Fällen ein RE-AGIEREN ist.
Kleine Menschen beziehen sich mit ihrem Tun und Handeln auf das, was sie von uns wahrnehmen und fühlen. Mit feinsten Antennen ausgestattet, spüren sie auf, was unter der Oberfläche vorhanden ist und zeigen ein Verhalten, dass nicht immer in direktem Zusammenhang damit steht, mitunter aber die Gefühle und Emotionen, die da vorhanden sind spiegelt.
Nicht, weil sie schlimm sind oder verzogen. Nicht, weil sie behandlungsbedürfitg oder schwierig sind. Sondern weil sie, ein dringendes Bedürfnis nach Halt und Sicherheit haben und für ihre Entwicklung einen „RAUM“ brauchen, der klar, verständlich und mit den nötigen Orientierungspunkten ist.

Der Blick dahinter
Es macht keinen Sinn Verhaltensweisen zu analysieren und nach dem richtigen Konzept zu suchen, mit dem diese verändert oder auch eliminiert werden kann. Es macht keinen Sinn, mit Maßregelungen, Drohungen, Suggestionen oder x-beliebigen anderen Erziehungsmethoden zu kommen um Verhaltensweisen auszuradieren oder abzuändern. Und noch weniger Sinn macht es, sich weich und biegsam zu geben und einem Eiertanz gleich um den kleinen Menschen herumzuhüpfen um nur ja keine brenzligen Situationen zu forcieren.
Reaktionen und Verhaltensweisen, die in ihrem Auftreten möglicherweise zu Spannungen führen, anstrengend sind oder auch irritieren, Verhaltensweisen, die Eltern an ihre Grenzen bringen und ratlos zurück lassen, lassen sich nicht durch Erziehungskonzepte oder (vermeintlich) richtige Konsequenzen verhindern. Sie lassen sich nicht verändern oder ausradieren, wenn Eltern sich verbiegen und verdrehen …
Wenn sich Eltern die Frage stellen, warum und weshalb es immer und immer wieder zu bestimmten Situationen kommt, warum dieses oder jenes so schwierig ist, dann dürfen sie sich nicht auf das Verhalten des kleine Menschen fokusieren! Sondern müssen dorthin schauen, was gut versteckt in ihren eigenen Erfahrungen und Prägungen ruht.

Verstehen beginnt bei uns selbst – in dem Augenblick in dem wir den Mut haben, einen Blick hinter den Vorhand zu wagen.

Denn Reaktionen und Verhaltensweisen kleiner Menschen sind Symptome, deren Ursachen meist in der Geschichte der individuellen Familie begraben liegen, in den Mustern, Prägungen und Erfahrungen der Eltern. Wenn wir also verstehen oder auch verändern wollen, dann müssen wir uns auf die Suche nach den Ursachen begeben, den Blick unter die Oberfläche wagen und uns die Frage stellen, was hier wirkt …

  • Wie erlebe ich diese Siuationen?
  • Welche Gefühle kommen hoch?
  • Wie habe ich ähnliche Situationen in meiner Kindheit erlebt?
  • Wie haben meine Eltern in solchen Siuationen reagiert?
  • Was habe ich von ihnen gehört?
  • Welche Muster, habe ich übernommen?
  • Welche Rolle habe ich gelernt zu spielen?
  • etc.

Wenn wir den Mut haben, das Ganze zu sehen, wenn wir unseren Blick weg vom Tun des kleinen Menschen lenken hin zu uns selbst. Bei uns selbst beginnen und uns auf die Suche nach Ursachen begeben, verändert sich oft automatisch, die gesamte Situation und mit ihr das Familienklima!

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