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Nur ja kein „nein“?

Nur ja kein „nein“?

Oder warum es manchmal besser ist, sich auf den Kopf zu stellen um Überzeugungen und Ansichten einen anderen Blickwinkel zu verpassen.

Eine NEIN-freie Umgebung schaffen. Klingt erstmal ganz gut, in dieser Gesellschaft, wo so viel beschränkt wird. Wo so viel nicht sein darf und so oft über die Kleinen hinweg entschieden, ihre Intention hinter einer Handlung fehlinterpretiert und sie gerne mal schubladisiert oder pauschalisiert betrachtet werden. Nein-frei der Gedanken dahinter, ist im Grunde begrüßenswert, beinhaltet er doch die Ideen, Freiraum zu schaffen, Raum zu geben, Tun zu lassen und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Einerseits.

Was kommt an vom Gesagten, wenns nicht eindeutig ist?

Und andererseits?
Andererseits dürfen wir uns die Frage stellen, was so eine künstlich erschaffene Nein-freie Umgebung bewirkt – auch bei uns Eltern – und welches Bild sie, dem kleinen Menschen vermittelt. Wir dürfen uns die Frage stellen, in welche Dimensionen komplizierter und unendlich komplexer Kommunikation dieses versuchsweise nein-frei  führt und wieviel von dem, was wir dann eigentlich meinen oder wollen beim kleinen Menschen im Endeffekt ankommt und auch verstanden wird.
Mal ganz abgesehen davon, dass trotz fehlendem Wörtchen „nein“, unsere Aussage oder unser Wollen, dennoch nicht „ja“ bedeutet. Nein frei heißt ja nicht, dass alles JA ist.

Ist es wirklich so schlimm, dieses nein?
Diese kurze, eindeutige Botschaft, die unmissverständlich klar macht was Sache ist? Ist es wirklich so böse, dieses nein?
Verliert es wirklich seine Wirkung, wenn wir es zu oft sagen? Macht es aus unseren Töchtern und Söhnen „NEIN“ – Sager?

Eines vorweg: Es gibt viele Situationen, die kein nein brauchen. Situationen, die wir einfach nur beobachten dürfen und wo es in erster Linie unsere Zurückhaltung braucht. Situationen, in denen wir nichts einschränken oder gar beschränken müssen und die wir einfach entstehen lassen dürfen.
Gleichsam ist dieses kleine Wörtchen nein – wenn wir es denn nutzen und brauchen – unmissverständlich, klar und kurz genug, um beim kleinen Menschen genau so anzukommen. Und kurze klare Botschaften sind das, was kleine Menschen brauchen um zu verstehen und zu begreifen. Ob nun als ja, weil es okay ist oder als nein, weil es eben nicht okay ist. (Und ja, dieses Situationen gibt es auch. Situationen, die ein NEIN brauchen, weil sie eben nicht okay sind.

Nein ist das Gegenteil von Ja
Und macht uns, ebenso wie Letzteres greifbar für unser Gegenüber. Es ist – authentisch angewendet – die schnellste und einfachste Variante dem anderen zu zeigen, dass hier eine Grenze ist, die nicht überschritten werden soll. Eine individuelle Grenze oder – gerade in Bezug auf kleine Menschen – eine natürliche Grenze, mit möglicher Gefahrenquelle im Hintergrund.
Nein ist – neben ja – eines der ersten Worte, die kleine Menschen lernen und genau in diesem Zusammenhang wesentlich und wichtig sind. Und nein ist keinesfalls gleichzusetzen mit Liebesentzug, Bestrafung, Schimpfen und ABWEISUNG. Wir können nein sagen und dennoch achtsam, ruhig und verständnisvoll bleiben. Wir können nein sagen und den kleinen Menschen dennoch in den Arm nehmen und seine Reaktion darauf begleiten.

ich hör dir zu – ich nehme dich wahr

Widersprüchlich
Wir wünschen uns, dass unsere Söhne und Töchter stark genug sind, um ihre eigenen, individuellen Grenzen zu wahren. Wir wünschen uns, dass sie sich im richtigen Moment dieses kleine unmissverständliche Wörtchen nein – vielleich gar in Kombination mit diesem anderen unmissverständlichen Wörtchen stopp – zu sagen trauen.
Wir wünschen uns, dass sie sich Gehör verschaffen, wenn es nötig ist und machen ihnen, in dem Versuch „nein-frei“ zu kommunizieren, dennoch unmissverständlich klar – in unserer Vorbildwirkung -, dass dieses kleine Wörtchen eigentlich schlecht ist. Nicht gesagt und verwendet werden soll.

Statt ihnen – durch unser eigenes Kommunizieren und klares wahren unserer Grenzen zu zeigen, dass es vollkommen okay ist nein wie ja zu sagen. Dass beide zu unserer Kommunikation gehören, verwenden wir nicht wirklich verständliche, unendlich lange, komplizierte und komplexe Phrasen (die nicht einmal von Erwachsenen selbst manches Mal verstanden werden) um auf Umwegen das zu sagen, was wir eigentlich wollen und was mit einem NEIN wesentlich leichter und schneller und verständlicher gegangen wäre und wundern uns dann darüber, dass diese nein-freie Idee eigentlich nicht aufgeht. Dass der kleine Mensch eigentlich nicht hört oder auch nicht versteht.
Und ganz besonders schlimm wird es, wenn diese Phrasen dann mit einem sanften Lächeln untermalen werden …

greifbar, wahrnehmbar, spürbar vorhanden sein 
Es gibt nichts Schlimmeres für einen kleinen Menschen, als Erwachsene, die nicht greifbar sind. Die keine eindeutigen Reaktionen zeigen. Die so aalglatt sind, dass man sie nicht fühlen und spüren kann …
Das macht wütend. Und mitunter aggressiv. Es führt zu einem – durch vielfältige Verhaltensweisen zum Ausdruck gebrachten – Schrei nach Orientierung.

Kleine Menschen wollen uns spüren.
Sie wollen wissen, wer wir sind. Sie brauchen unsere Authentizität, unsere Stärken und Schwächen, um zu erleben und zu begreifen, dass es okay ist, so zu empfinden und gleichzeitig unsere Vorbildwirkung um einen angemessenen und achtsamen Umgang damit zu erfahren.
Authentisch sein, heißt auch mal nein zu sagen, wenn es die Situation erfordert und dadurch dem kleinen Menschen einen Anhaltspunkt zu bieten. Etwas, woran er sich orientierten kann.

Bevor ihr also das nächste Mal ein schlechtes Gewissen bekommt, weil ihr nein gesagt habt oder nein sagen wolltet, denkt lieber daran, wie wunderbar einfach Kommunikation wird, wenn sie kurz, klar und verständlich ist … Das gilt für uns große Menschen ebenso, wie für die Kleinen.



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