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Angst, Wut, Hilflosigkeit

Angst, Wut, Hilflosigkeit

Was braucht es denn gerade JETZT?
In dieser so aufwühlenden Zeit?
Wo der Sturm um uns tobt und immer stärker zu werden scheint? Und wo sich die Zerrissenheit – dieses Schwanken zwischen Angst, Wut, Trauer, Hilflosigkeit auf der einen und Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht auf der anderen Seite – in uns selbst möglicherweise ähnlich stark anfühlt, wie die Spaltung im Außen. Dieses Gegeneinander, die dadurch entstehende Kluft und der Schrei nach einer Lösung. Und danach, das endlich alles aufhört. Der Schrei danach, dass irgendjemand kommt, der dafür sorgt, dass endlich wieder Ruhe und Ordnung in unserem Leben Einzug hält und alles wieder so wird, wie es einmal war …

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich mich überhaupt äußern, ob ich meine Gedanken überhaupt teilen und mich damit möglicherweise mitten in den Sturm stellen soll, der hier tobt. Auf „beiden“ Seiten – wenn man hier überhaupt von Seiten sprechen möchte. Doch dann, wurden die Nachrichten immer mehr, in denen mir Eltern von ihrer Verzweiflung, ihren Ängsten und Sorgen berichtet haben. Die Begleitungen mehr, in denen ich hauptsächlich mit den oben genannten Gefühlen zu tun hatte und das Gefühl in mir, nicht mehr Schweigen zu können und Schweigen zu wollen, hat überhand genommen. Nicht zuletzt, weil auch mich das, was gerade abgeht im Außen, berührt.
Denn die Werte, die hier aktuell gerade gelebt werden, sind nicht meine Werte. Der Weg, den wir – gesellschaftlich – gerade im Begriff sind einzuschlagen – ist nicht mein Weg. Und wir sind an einem Punkt angelangt, an dem ich es als meine Verantwortung sehe, stehen zu bleiben und dem Sturm entgegen zu treten.

Ich bin in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass es wichtig ist sich selbst treu zu bleiben. UND ich bin in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass JEDER Mensch, jedes Lebewesen wertvoll ist und in seinem SEIN beachtet, geachtet und wertgeschätzt werden muss. Und eben dieses Bewusstsein lebe ich nicht nur, sondern gebe ich unseren Kindern weiter.
Es würde sich wie eine Lüge anfühlen, weiterhin zu schweigen, stumm hinzunehmen was hier geschieht und mich dem Sturm im Außen zu fügen.
Ich möchte ihm die Stirn bieten – diesem Sturm. Und ich möchte Wege und Lösungsmöglichkeiten zeigen, wie wir diesen Sturm meistern und wieder zu uns selbst finden können.
Mit all der mir zur Verfügung stehenden Kraft und all der Liebe und dem Vertrauen, die ich in mir trage, stehe ich da um die WERTE eines achtsamen Miteinanders zu schützen und daran zu erinnern, was denn eigentlich zählt. Im Leben und im Miteinander.
Für unsere Kinder.
Für uns.
Für unsere Miteinander.
Und auch für unsere Arbeit mit dem Authentic Parenting Prinzip.
Denn „Authentic Parenting“ ist für uns nicht einfach nur ein Konzept. Es ist eine Haltung, eine Lebenseinstellung und es ist nicht nur das, was wir erzählen, sondern auch das, was wir leben. Weil ein liebevoller und achtsamer Umgang eben nicht bei unseren Kindern beginnt. Sondern bei uns selbst! Und es für uns nie um ein GEGENeinander gehen kann, sondern immer nur FÜR ein Miteinander.

Wut, Trauer, Hilflosigkeit, Angst, …
Gefühle, die aktuell so greifbar sind, wie kaum jemals zuvor. Zumindest nicht in der Intensität. Und vor allem zum ersten Mal gefühlt so tiefgreifend und allumfassend. Und doch geht es – wieder einmal – nicht ums Außen. Oder darum in den Krieg zu ziehen, dem Außen den Kampf anzusagen oder in den Widerstand zu gehen. Sondern stehen zu bleiben uns sich die Frage zu stellen, ob es noch der WEG ist, der sich richtig und stimmig anfühlt.
Denn das, was uns berührt ist nicht im Außen, sondern im INNEN zu finden. Genau dort, wo die Berührung im JETZT stattfindet.

Und im Grunde ist es vollkommen egal, ob wir – im Zusammenhang mit den Eingangs erwähnten Gefühlen – vom Innen oder vom Außen sprechen, von den Themen, die uns im Kleinen berühren oder den großen Themen im Außen, von denen wir – individuell und kollektiv, sowohl als auch – berührt werden.
Es ist vollkommen egal ob Angst, Wut und Hilflosigkeit ihren Auslöser im kleinen, familiären oder im großen gesellschaftlichen Umfeld haben.
Ihr Ursprung ist IMMER der gleiche und immer in uns selbst zu finden. Und doch geht es einmal mehr auch darum, sich – in der Auseinandersetzung mit dem Ursprung – der eigenen Grenzen bewusst zu werden und sich die Frage zu beantworten, was man den eigentlich möchte.

Ja aber, wenn die Anderen ….

Ja, eh! Es ist unglaublich einfach, die Verantwortung bei den anderen zu suchen. Bei denen, wegen derer wir uns ja in dieser Situation befinden, oder so empfinden, wie wir nun einmal empfinden. Und würden die nur ein wenig anders ….
Erkennt ihr es?
Es ist das urtypische, kindische (nicht kindliche!) Verhalten in dem wir so gerne agieren, wo wir die Verantwortung für uns und unsere Gefühle abgeben und darauf warten, dass sie der andere übernimmt.
Das übliche Spiel aus Schuld und Unschuld, in dem wir mit einem Schulterzucken so tun als ob ALL das nur wegen der ANDEREN so ist, wie es ist und alles viel besser wäre, wenn die nur endlich kapieren würden …
Ja was eigentlich?
Das sie sich für uns ändern sollen, damit wir uns wieder bessern fühlen?
Das sie aufhören sollen zu sein wer sie sind, damit wir nicht ständig von ihrem Verhalten berührt werden?
Das sie endlich damit anfangen so zu sein, wie wir das wollen, damit alles besser wird?

Schuld und Unschuld, richtig und falsch, gut und schlecht, schwarz und weiß ….
Es sind die Kategorien in denen wir denken, in denen wir gelernt haben zu denken und an denen wir uns orientieren. Und auch hier ist es vollkommen egal, ob wir von den kleinen Beziehungen reden, in denen wir leben oder von den großen kollektiven Systemen, in denen wir uns bewegen. Es ist vollkommen egal, ob es das „Kind“ ist, das nur weniger anstrengend sein müsse, oder der Partner / die Partnerin, der / die nur endlich einmal kapieren müssten, was zu verändern ist, damit das Miteinander funktioniert und wir endlich glücklich sein können oder ob es „die ANDEREN“ in diesem System sind, die sich endlich so verhalten sollen, wie es richtig ist, damit wir nicht ständig von ihnen und ihrem Verhalten berührt werden …
Was wir dabei übersehen sind die Mauern, die wir uns damit selbst um uns herum erschaffen, die Türen die wir damit verschließen und die Hilflosigkeit, in die wir uns damit begeben und der wir uns hingeben. Ganz selbstverständlich und ganz so, als ob wir keine andere Möglichkeit hätten, halten wir uns klein und fügen uns dem, was erwartet wird, auch wenn es sich vielleicht alles andere als stimmig und richtig anfühlt und auch dann, wenn wir uns gar nicht wohl fühlen damit.
Doch die andere Möglichkeit haben wir.
Wenn wir uns die Zeit nehmen inne zu halten, einen Augenblick zu verweilen und zu spüren, was es ist, was uns bewegt und berührt und was sich stimmig und richtig anfühlt. Denn die Lösung für unsere eigenes Empfinden, lässt sich nicht im Außen finden, weil sich der Ursprung dafür eben nicht im Außen befindet, sondern im INNEN. In uns selbst. Auch in diesem STURM. Auch in der aktuellen Situation, die uns so bewegt und aufwühlt und durcheinander bringt und die an den Grundfesten unseres Vertrauens rüttelt.
Wir sind nicht wütend, weil das Außen so schrecklich ist oder die Anderen so „schlimm“ sind, sondern weil uns das was im Außen geschieht und wie sich die Anderen verhalten berührt, uns triggert und in uns Erinnerungen (Gefühle) weckt. Wir fühlen uns nicht hilflos, weil wir es wirklich sind, sondern weil wir gelernt haben uns klein zu halten und an uns selbst zu zweifeln.
Und genau darum dürfen und müssen wir uns genau dorthin begeben, wo wir berührt werden um eine Lösung zu finden.
Für uns selbst.
Und für unser Miteinander.
Für das JETZT und die Herausforderungen, die es für uns bereit hält.

Die Herausforderung dabei?

  • bei sich selbst zu bleiben und sich dem ICH zuzuwenden, das in uns ruht.
  • sich die Zeit zu nehmen, die Gefühle hinter der Wut, Trauer, Hilflosigkeit und Verzweiflung zu erkennen
  • die Größe und Kraft/Macht zu erkennen, die unser ER-wachsen sein beinhaltet, die in uns ruht und die es uns ermöglicht Stürme zu meistern, hindurch zu gehen und dadurch zu wachsen
  • den Mut zu haben, bei uns selbst zu beginnen

Genau das haben wir – mehr oder weniger – verlernt. Aufgewachsen in einer leistungsorientierten Gesellschaft, mit einem Blick auf Kinder und ihre Bedürfnisse, der so oft so wenig mit Achtsamkeit zu tun hat, wie nur irgendetwas und einer seit Generationen weitergegebenen Ignoranz dem eigenen Empfinden gegenüber, haben wir gelernt, die Verantwortung abzugeben und an unsere eigene, vermeintliche Bedeutungslosigkeit zu glauben, wir haben gelernt, uns „klein“ zu halten und zu fügen aus ANGST davor, nicht geliebt zu werden. Wir haben gelernt unsere eigenen – für diese Gesellschaft unpassenden – Gefühle zu ignorieren und uns anzupassen. Um nicht aufzufallen, um die Erwartungen zu erfüllen, um geliebt zu werden und Teil des Miteinanders sein zu dürfen …. Was auch immer der Grund sein mag, lieber verharren wir genau da, selbst wenn es sich nicht gut anfühlt, als den Mut zu haben und auf die Berührungspunkte zu schauen, die uns immer und immer wieder unsere eigene Geschichte schmerzhaft bewusst machen.

Naja, aber in der Situation wo wir uns aktuell befinden …
Doch, ja, auch in diesen Situationen, wo es vermeintlich gar nicht um uns geht, den einzelnen, sondern um ein VIRUS und eine damit einhergehende Herausforderung, die wir meistern dürfen. Auch da. Gerade da, braucht es die Kraft und den Mut, dass jeder bei sich selbst beginnt und sich die Frage stellt, was ihn da so berührt und aufwühlt. Es braucht den Mut Entscheidungen zu treffen, die die eigenen sind, für die man die Verantwortung übernehmen und hinter denen man stehen kann.
Denn es ist – einmal mehr – vollkommen egal, WELCHER Sturm um uns herum tobt. Vollkommen egal, ob es Kriege sind, die uns aufrütteln, Glaubenssätze und gesellschaftliche Konventionen, die uns aufwühlen oder ein Virus, das uns in Atem hält und fordert …. Die Frage ist immer, was wir damit machen und für welchen Weg wir uns entscheiden.

VERANTWORTUNG
Wir sind keinen kleinen Kinder mehr, die sich in den Schutz und die Geborgenheit der Verantwortung anderer zurückziehen können und darauf vertrauen dürfen, dass die schon irgendeine Lösung finden werden. WIR sind ERwachsen. Und ja, das ist – so großartig es immer wieder ist – gleichzeitig auch furchtbar anstrengend. Weil es eben heißt, die volle Verantwortung zu übernehmen. Für sich, für das eigene SEIN, für jeden Schritt, den wir gehen und jede Entscheidung, die wir treffen. Und das ist verdammt hart.
Nicht zuletzt, weil es bedeutet, dass wir dieses Spiel aus Schuld und Unschuld nicht mehr spielen können. Sondern bei uns selbst bleiben müssen.
ABER, unser Erwachsensein beinhaltet auch einen wundervollen Schatz (dessen wir uns gar nicht bewusst sind). Eine Werkzeugkiste quasi. Ausgestattet mit allem, was nötig ist um die kleinen und größeren Herausforderungen des Lebens meistern zu können (derer wir uns gar nicht bewusst zu sein scheinen).

Denn im Endeffekt wäre es so unglaublich einfach. Wenn wir endlich damit anfangen würden, bei uns selbst zu beginnen und Verantwortung für all die Gefühle zu übernehmen, die uns im JETZT begegnen.
So herausfordernd und schmerzhaft das mitunter auch sein mag.
Es sind nicht die Gefühle der anderen, die uns begleiten.
Sondern es sind unsere Gefühle.
Gefühle, die ihren Ursprung in uns selbst, der frühen Kindheit, übernommenen oder erlernten Verhaltensmustern oder auch in unserem Familiensystem haben.
Woher auch immer sie kommen, als ERWACHSENE tragen wir selbst die Verantwortung dafür.

Und genau das ist es, was das JETZT für mich gerade so dringend braucht.
Den MUT sich nicht einfach hinzugeben und blind zu tun, was gefordert wird, sondern sich in jedem Augenblick wieder die Frage zu stellen, was das mit einem selbst macht und ob es sich richtig und stimmig anfühlt. Den MUT, die eigene Größe und Kraft zu erkennen, die wir als Erwachsene haben, ebenso wie die Fähigkeit, ENTSCHEIDUNGEN zu treffen. Mit einem achtsamen und wertschätzenden Blick darauf, wo und wie wir uns im Miteinander bewegen und wo die Grenzen der Einzelnen sich begegnen.
Und den MUT dem tobenden Sturm die Stirn und ihm damit Einhalt zu bieten, wenn er ein Gegeneinander und eine Spaltung von uns fordert, die die Werte eines achtsamen Miteinanders mit Füßen tritt.

Und mehr noch braucht es das Erkennen, dass es nicht der Sturm ist, der uns hilflos macht, sondern wir selbst es sind, die sich der Angst und Wut hingeben, in dem Glauben viel zu klein zu sein um ihm Einhalt zu gebieten – dem STURM.
Denn ja, er tobt gerade im Außen. Der Sturm.
Und doch liegt es bei uns, wie viel Raum wir ihm im Innen geben und wie weit wir ihn in unserem Miteinander eingreifen lassen. Es liegt bei uns, uns in ein GEGENEINANDER zu begeben oder stark in einem MITEINANDER zu bleiben, auch dann, wenn wir vielleicht nicht immer einer Meinung sind und auch dann, wenn wir unterschiedliche Entscheidungen treffen. Denn was wir nie vergessen und uns immer wieder bewusst machen sollten ist, dass unser ALLTAG die Kindheit unserer Kinder ist und unser MITEINANDER (oder GEGENEINANDER) sie prägt. In ihrem JETZT und in ihrer Zukunft.

Aus diesem Grund: Lasst uns näher zusammenrücken und unsere Entscheidungen in Liebe, Dankbarkeit, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung und Achtsamkeit treffen.
Für unsere Kinder.
Für uns.
Und für unser MITEINANDER.

Kommentare: 1

  1. Romy sagt:

    Das ist das Beste, was ich in diesem Zusammenhang bisher lesen durfte!

    Was ich bei mir selbst immer wieder beobachte, ist dieses Bedürfnis nach Abstand zu dem anderen. Leider wurde ich -45- als Kind nicht geschützt und geliebt, echten Kontakt gab es zwischen mir und meiner überforderten Mutter und meinem oft abwesendem Vater nicht. Ich habe für mich reflektiert, dass meine sogenannten „Argumente“ genau den Zweck erfüllen, nämlich mich selbst über den anderen zu erheben und somit echten Kontakt zu vermeiden. Da herauszukommen ist aber sauschwer. Und, wenn ich mit anderen diskutiere merke ich oft, wie mir der Glaubenssatz zu eigen geworden ist, dass der andere mich nicht mag, wenn er anderer Meinung ist. Mein Kopf sagt, dass das völliger Blödsinn ist. Aber, mein Gefühl sagt was völlig anderes. „Ich bin nicht mit meinem Wissen identifiziert.“, sage ich einerseits. Und, dann im Gespräch merke ich, wie es mich wütend macht, wenn der andere eine andere „Meinung“ hat. Völlig verrückt. Ich habe schon einiges verstanden auf der kognitiven Ebene. Aber, meine Gefühle bringen mich immer wieder zurück zu früher Erlebtem. Und damit umzugehen und mir einzugestehen, dass dies auch zu mir gehört, ist ziemlich herausfordernd. Aber, ich kann mich der Botschaft von Lini nur anschließen: es kann nur bei mir beginnen. Es wird niemand kommen, der mir gibt, was ich mir selbst nicht geben kann…

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